Rede von Chiara Sophia Schneider (3B)

anlässlich des Südtiroler Redewettbewerbes am 30. April 2021

Ey Chiara, machst du Squads zuhause? Dein Arsch ist so geil! Diesen Kommentar habe ich vor
genau einer Woche gehört. „Nimm es als Kompliment“ haben viele gesagt. Nein. Das ist kein
Kompliment. Das ist einfach nur sexistischer Unsinn. Das ist leider kein Einzelfall. Jeden Tag
muss man sich auf dem Pausenhof unserer Schule jegliche Art von Diskriminierung anhören.

Und das ist der Grund warum ich der Meinung bin, dass wir Feminismus leider immer noch
brauchen. Wenn ich von Feminismus rede, rede ich nicht nur von der Gleichberechtigung
von Frauen, sondern auch von der Gleichberechtigung von Männern. Da ich aber eine Frau
bin, werde ich vor allem von Benachteiligung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts reden.

Oft denke ich mir, was zur Hölle geht im Kopf eines Menschen ab, der Kommentare wie: Lass
mal ficken. Geilen Arsch! Oder Wie viel kostet eine Stunde bei dir? In der Öffentlichkeit
ablassen. Und das noch zu einer Person die sie nicht oder kaum kennen. Ich hasse Bananen,
den Geschmack, den Geruch, die Frucht, das Aussehen einfach alles an dieser Frucht finde
ich extrem ekelhaft. Doch eher würde ich eine Banane essen, als mich trauen, so einen
Kommentar in der Öffentlichkeit abzulassen.

Fangen wir von vorne an. „Was hat eine gelbe Hose mit Feminismus zu tun?“ Es war ein
wunderschöner Morgen, ich stand auf und fühlte mich selbstbewusst. Ich guckte in meinen
Kleiderschrank und sah dort meine geliebte gelbe Hose hängen. Ich fand sie passte perfekt
zu mir. Also zog ich mich an, machte mich fertig für die Schule und stieg in den Bus. Kaum
war ich aus dem Bus ausgestiegen spürte ich abwertende Blicke auf mir. Keine 10 Meter
danach, der ersten blöden Kommentar: „Ey Chiara was hast denn du heute an?“ Keine zwei
Stunden später kam auch schon Kommentar Nummer 2 und 3. Einer meiner Mitschüler
merkte an: Letss goo Chiara kommt mit durchsichtigen Hosen in die Schule und wollte
damit, mehr als einmal, klarmachen, dass diese Hose anscheinend nicht angemessen sei.
Die Hose ist blickdicht. Sie ist zwar ein bisschen durchsichtig, aber nicht so durchsichtig,
dass sie unangemessen wäre. Also kam ich heim und fragte mich: Was ist da los, wenn ich
eine gelbe Hose anziehe? Was hat eine gelbe Hose nicht in unserer Gesellschaft zu suchen?
Feminismus ist mir so verdammt wichtig, da ich mir wirklich für jeden Menschen von
Herzen wünsche, dass er er selbst sein kann. Denn man selbst sein ist das schönste Gefühl.

Man sollte jedem mir Respekt begegnen, offen sein, offen gegenüber Neuem, offen
gegenüber Dingen die man nicht kennt. Für die Zukunft wünsche ich mir wirklich
sehnlichst, dass jeder Mensch er selbst sein kann, ohne von irgendjemandem diskriminiert
wird. Wenn ein Mann einen Rock anziehen will, dann hat er das Recht dazu, ohne
diskriminiert zu werden, wenn eine Frau sich ihre Körperbehaarung nicht entfernen will,
dann hat sie auch das Recht dazu, ohne diskriminiert zu werde, und wenn ich in der Schule
eine gelbe Hose anziehen möchte, dann habe ich auch das Recht dazu. Ohne Blöde
Kommentare und ohne Diskriminierung. Es geht auch ohne Diskriminierung. Denn ich
weiß, so etwas ist möglich, ich glaube an unsere Gesellschaft. Wir schaffen das, zusammen.

Ein weiter Wunsch für meine, nein, unsere Zukunft wäre, dass wir alle die gleichen
Chancen haben. Egal welche Sexualität, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Musikgeschmack,
Style wir haben, ist doch komplett egal, wir sollten alle die gleichen Chancen verdienen.
Ein guter Anfang wären vielleicht sogar gesetzliche Managemantteams. Wir sind gewohnt:
Frauen unterstützen Frauen, Männer unterstützen Männer. Doch mit diesen hybriden
Managementteams würden wir dieses Stigmamuster überwinden. Es würde außerdem; die
Frauenquote steigern und für bessere, kreativere und umfangreichere Ideen für die
Zukunft sorgen. In dieser Rede geht es mir um Respekt, generell Respekt, Respekt
gegenüber jedem, gegenüber allem. Doch vor allem gegenüber Frauen, denn hier merke
ich leider jeden Tag, gibt es eine Menge Nachholbedarf. Wenn wir alle unsere Vorurteile
aus dem Mittelalter wegwerfen. Was zwar nicht immer leicht ist, jedoch die Welt
verändern könnte, sieht unsere Zukunft bestens aus und wir können alle gemeinsam die
großen Herausforderungen der Zukunft bestehen.

Erst letztens war ich in Meran, dort stand ich ein Schild, mit der Aufschrift: We can be what
ever we want for an inclusive intersectional beyond gender future to be.“ Daneben stand
ein Baustellenschild, das dreieckige, orange rot umrahmte Schild mit einem schwarzen
Männchen das Erde wegschaufelt. Ich weiß nicht ob dieses Schild zufällig oder absichtlich
dort stand, doch das Schild hat recht, hier gibt es leider noch eine Baustelle. Doch wenn
wir alle zusammen helfen, diesem Männchen auf dem Baustellenschild den Haufen Erde
alias Genderklischees ein für alle Mal wegzuschaufeln, dann sieht unsere Zukunft bunt und
wunderschön aus.

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